[ ZURÜCK ]


Alle nachfolgenden Beiträge sind auch in unserem Forum zu finden
und können dort diskutiert werden. Hier die Adressen:
http://f11.parsimony.net/forum17214/messages/2798.htm
http://f11.parsimony.net/forum17214/messages/2799.htm

Versteht man den CSD als Demonstration für sexuelle Toleranz, so können auch Exhibitionisten dort ihre Neigung ausleben. Besonders in Köln zeigt sich zumindest ein Teil der Bevölkerung als sehr tolerant und sogar begeistert über Zeigefreudige. Nicht nur wollten viele Damen und Herren ein Foto des Zeigefreudigen schießen, sondern waren auch sofort bereitet, sich mit ihm ablichten zu lassen.

 

CSD Köln 2003 - Bericht Teil 1

Geschrieben von alfredo.rr am 09. Juli 2003 22:33:27:

Hallo zusammen,

der CSD ist auch eine hervorragende Gelegenheit für Exis. Ich war im Kostüm unterwegs: zerrissene Jeans mit den Rissen an genau den richtigen Stellen und darunter einen durchsichtigen String. Wer genau hinsah, konnte also sehen.

Bereits am Samstag abend bin ich so auf dem Straßenfest erschienen, am Sonntag dann bin ich fast die gesamte Parade mitmarschiert. Die Reaktionen waren fast nur positiv, nur ganz gelegentlich ein verwundertes Kopfschütteln oder ein angewiderter Gesichtsausdruck. Etwas eindeutig Negatives oder Ablehnendes hat aber niemand direkt zu mir gesagt - nur im Hintergrund habe ich (sehr selten) ein „Igitt“ oder ähnliches zu hören bekommen. Allerdings bin ich an all den Frauen, die einen eher ablehnenden Eindruck machten, auch schnell vorbei gegangen, da ich mich ihnen nicht aufdrängen wollte. Insgesamt schätze ich die negativen Reaktionen an beiden Tagen aber auf unter ein Prozent. Regelmäßigkeiten konnte ich dabei kaum feststellen: Es gab keine bestimmte Bevölkerungsgruppe, bei denen die ablehnenden Reaktionen überwogen hätten. Allerdings habe ich keine einzige deutlich ablehnende Reaktion von Hetero-Männern erhalten. Es hat mich nicht gestört, dass auch Männer alles von mir mitbekamen. Anfängliche Befürchtungen, dass die Männer sich empören könnten, haben sich schnell verflüchtigt, da sie zumindest bei einem Event wie dem CSD keine Probleme mit einem Exhibitionisten zu haben schienen. Die (sehr wenigen) „Igitts“ u.ä. waren gleichermaßen auf Lesben, Heterofrauen, Teenager, junge, mittelalterliche und ältere Frauen, Deutsche und AusländerInnen verteilt. Irgendwelche „Emanzenvorurteile“ kann ich also nicht bestätigen. Und so weit erkennbar, gab es auch keine Unterschiede zwischen sozialen Schichten - allerdings lassen sich Unterschiede hinsichtlich Einkommen, Bildungsgrad, sozialer Position etc. auf den ersten Blick auch nicht leicht erkennen.

Doch zu den positiven Reaktionen:
Die meisten schienen amüsiert zu sein, und viele auch positiv überrascht oder sogar freudig überrascht und intereressiert, auch mehr zu sehen. Viele - Männer und Frauen - haben ein Foto von mir gemacht, manche eher verstohlen, andere ganz normal, wie man eben bei so einem Event Fotos von den Paradeteilnehmern macht und andere haben mich sogar gefragt, ob sie eins machen dürfen. Viele haben mich auch herangewunken, um sich mich genauer anzusehen und haben mir sogar zu meinem Kostüm und meinem Mut gratuliert. Da ich noch einen Cockring anhatte, war das noch ein zusätzlicher Blickfang für diejjenigen, die von sich aus nah genug hinsahen, der gerne und interessiert kommentiert wurde. Und ich glaube, dass durch den durchsichtigen String der Reiz für viele BetrachterInnen eventuell sogar größer war als wenn ich gar keine Unterhose angehabt hätte. (Wie es ja oft ist: Andeutungen oder nette Verpackung sind reizvoller als ganz nackte Tatsachen.)

Ich habe es mir allerdings nicht nehmen lassen, alle die Frauen, die mich herangewunken hatten oder sonstwie positiv reagierten, wenn ich mich vor ihnen in Pose gestellt hatte (nachdem ich bei ihnen ein positives Interesse festgestellt hatte) zu fragen, ob sie mich auch ohne String sehen oder fotografieren wollten. Ich brauchte den String dann nur bei Seite zu schieben, und schon war der Blick durch den Riss in meiner Hose ganz frei. Die meisten haben in diesen Fällen nicht nur mit „OK“ oder „Meinetwegen“ geantwortet, sondern mit „O ja, gerne“ oder „Bitte“. Manche - auch wieder Frauen und Männer, d.h. sowohl Schwule UND Heteromänner mit weiblicher Begleitung - haben auch gefragt, ob das echt oder Fake sei. Auch darauf fragte ich, ob sie das wirklich wissen wollten, ich würde ihn gerne herausholen, damit sie das überprüfen könnten. Auch hier wurde IMMER mit „Ja“ geantwortet, so dass ich dieser Aufforderung gerne nachgekommen bin.

Ich habe in dieser Zeit also nicht auch nur annaähernd irgendein Ärgernis hervorgerufen, und ich stand mehrfach mit völlig freiem Glied am Rande öffentlicher Plätze Pose, um mich interessierten Frauen (und Männern) zu zeigen und ein Foto von mir machen zu lassen. Auch die Passanten, die diese Shootings am Rande mitbekamen, waren zwar erst verdutzt, aber keinesfalls empört. Viele haben dann ihrerseits auch noch Fotos gemacht. Zwei oder dreimal kam ich sogar an Polizisten vorbei, von dem ich mir sicher bin, dass sie meinen durchsichtigen String und das, was darunter war, auch gesehen haben. ÜBERHAUPT KEINE Reaktion! An einem Sambastand während des Straßenfestes stand ich am Rande und wurde, nachdem mich ein paar Brasilianerinnen gesehen hatten, von ihnen sogar mitten auf die Tanzfläche gezerrt, so dass nun wirklich alle dort Umstehenden mich sehen konnten.

Und als ich im Verlauf der Parade die Sado-Maso-Gruppe sah, gab es eine Frau, die ihrem „Herren“ folgte und nur ein Lederriemenoberteil anhatte, das ihre Brüste offen sehen ließ, und High Heels. Keine Hose, kein Rock, kein String, nicht mal Strapse. Sie war untenrum komplett frei, rasiert und intimgepierct. Daraufhin bin ich kurz hinter dem Paar ca. 200-300 Meter mitgelaufen, wobei ich meinen String auch zur Seite geschoben hatte. Kurzfristig war ich also auch auf der Parade ganz frei. Selbst jetzt keine negativen Reaktionen. Allerdings fühlte ich mich mit meinem Outfit nicht so ganz zur Sado-Gruppe gehörig, und bin dann doch wieder mit String anderswo weitermarschiert.

Sehr oft war es auch so, dass es die Männer waren, die ihre weibliche Begleitung auf mich aufmerksam gemacht haben. Und diese Männer haben dann höchstselbst ein Foto von mir mit ihrer Begleitung gemacht und sich amüsiert, wenn ich größer wurde. In einem Fall hatte sogar ein Familienvater, der mit Frau und Kindern an mir vorbeikam, mich bereits gesehen, während ich ich mich abwandte, um gerade von ihnen nicht gesehen zu werden, und machte seinerseits seine Frau (und damit indirekt auch seine Kinder) auf mich aufmerksam. Und zwar im positiv-interessierten Sinne, nicht ablehnend! Nun habe ich kein Interesse daran, von Kindern als Exhibitionist wahrgenommen zu werden, blieb also abgewandt, aber die Frau verdrehte sich so, dass sie doch noch etwas sehen konnte und lächelte mir zusammen mit ihrem Mann zu. Ob und was die Kinder gesehen haben, weiß ich nicht, aber wenn sie etwas gesehen haben, so schien ich für sie auch nur ein weiterer „komischer Vogel“ zu sein, neben den ganzen anderern Männern und Frauen in schrillen und (für Kinderaugen) seltsamen Kostümen. Nun soll das in keiner Weise Exh. vor Kindern rechtfertigen, aber es scheint, dass zumindest dieser Vater der Ansicht ist, dass unter bestimmten Umständen (etwa FKK oder CSD) der Anblick eines (halb)nackten Mannes keinen Schaden hervorruft.

Bei den Fotoaktionen habe ich mich auch oft mit meiner Kamera mit den Frauen fotografieren lassen. Wenn ich die entwickelt habe und sie was geworden sind, stelle ich vielleicht mal eins ins Netz, vorausgesetzt, jemand nennt mir einen Ort, wo ich sie posten kann, ohne gegen irgendwelche Forenregeln zu verstoßen. Eine eigene Homepage habe ich nämlich nicht.

Und noch einige allgemeine Erwägungen zum Thema im nächsten Posting: CSD Köln II, Beobachtungen. Denn trotz des bisher eher positiven Eindrucks, den ich von meiner Aktion geschildert habe, gibt es auch vieles, was mich skeptisch stimmt.


CSD Köln 2003 - Bericht Teil 2
Beobachtungen

Geschrieben von alfredo.rr am 09. Juli 2003 22:36:21:

Wie im vorigen Posting geschildert, bin ich mit meiner Art von Zeigeaktion auf überwiegend positive Reaktionen während des CSD gestoßen. 

1. Der Exhibitionist als etwas Besonderes
Häufige Kommentare, die ich aus dem Hintergrund mitbekam, waren aber „Schau mal, ein Exhibitionist“, „Da steht ein Exhibitionist“, „Das ist doch ein Exhibitionist“ u.ä. Vom Tonfall her schienen diese Kommentare gemischte Gefühle auszudrücken. Einerseits nicht ganz so begeistert wie Kommentare über besonders schrille oder schöne Kostüme wie „Schau mal der süße Engel da“ oder „Das ist ja mal ein tolles Leder-/Latexkostüm/schöner Body/netter Po“. Auch nicht halb bewundernd, halb verwundert staunend wie die Kommentare über die Sado-Gruppe: „Boaa, schau mal die da“ über zwei Frauen in Lederstreifen, die wie Pferde angeschirrt einen Karren mit ihrem „Herren“ zogen, oder über die untenrum freie, rasierte und intimgepiercte, Frau aus dem vorangegangenen Posting.

Andererseits war der Tonfall von „Schau mal, da ist ein Exhibitionist“ aber auch nicht eindeutig negativ. Denn viele von denen haben dann doch geschmunzelt und mir zugelächelt, wenn ich sie angesehen habe. Wenn ich daraufhin nähergekommmen bin, haben selbst diese Frauen (und zugehörigen Männer) meist gerne, interessiert und amüsiert genauer hingesehen statt sich abzuwenden. Das mag auch daran liegen, dass meine Zeigeaktion im Ganzen unagressiv war. Ich habe ja niemandem aufgelauert und überrascht, sondern mich irgendwo hingestellt oder bin vorbeigegangen und konnte dabei gesehen werden, wenn man genau hinsah. Und das bei einer Gelegenheit, bei der es darum geht, für sexuelle Toleranz zu werben. Auch habe ich mich nicht angefasst oder vor jemandem mit einem bestimmtem Körperteil herumgewedelt, es sei denn, ich hatte vorher gefragt.

Aber ich denke, hinter diesen Reaktionen auf einen Exhibitionisten beim CSD steckt noch mehr.
Wie gesagt war die Gesamtatmosphäre toleranter als sonst und man ist ja schließlich freiwillig hingegangen, UM etwas zu sehen und sich mit der Sexualität anderer Menschen auszusetzen. Deshalb hat nur eine sehr kleine Minderheit mir gegenüber eher ablehnend reagiert. Aber dennoch deuten die Sprüche wie „Das ist doch ein Exhibitionist“ oder „Der macht das doch absichtlich“ und der nicht eindeutige Tonfall darauf hin, dass Exhibitionisten im Gegensatz zu Homo- und Bisexuellen, Sadomasochisten, Fetischisten etc. doch noch als etwas Besonderes angesehen werden. Einige haben mich auch gefragt, warum ich so herumlaufe. Und hier muss ich meine Feigheit eingestehen, dass ich bei diesen Gelegenheiten keine Lanze für die Sache des Exhibitionismus gebrochen habe. Ich war dort, um in einvernehmlicher Weise meine Neigung auszuleben, ohne jemanden zu ekeln oder gar zu schockieren oder zu verängstigen. Schlicht: um meinen Spaß zu haben. Ich hatte keine Lust, mich in mühselige Diskussionen über Exh. zu verstricken. Ich habe also geantwortet: „Weil ich darauf stehe, gesehen zu werden, und es hier und heute möglich ist.“ Das wurde auch von allen akzeptiert. Auf die gelegentliche Nachfrage, ob ich das auch sonst tun würde, habe ich mit „nein“ geantwortet oder damit, dass ich eben gerne an Nacktseen gehe oder ähnliches. Ich hatte eben keine Lust auf quälende Diskussionen. Aber vielleicht hat das ja doch den Nebeneffekt, das einige denken, „Aha, es gibt also auch Exhibitionisten, die doch sehr harmlos sind und nicht aufdringlich“, so dass sie das Thema ein wenig entspannter sehen.

(Den Flyer habe ich dann auch eher verschämt und unauffällig auf die Tische von Bier- und Futterständen hinterlegt, statt ihn persönlich Leuten in die Hand zu drücken. Ich habe momentan auch wirklich genug Stress, um noch Diskussionen über Exh. anzuzetteln.) 

2. Der Aspekt Belästigung
Wahrscheinlich hat es auch geholfen, dass mich viele Frauen zumindest im ersten Augenblick für schwul gehalten haben. Ich war dann ja keine Belästigung speziell für sie, sondern sie haben allenfalls etwas gesehen, was sie nicht sehen wollten, aber selbst das wurde nicht unbedingt als persönliche Belästigung aufgefasst, wie sie das bei anderen exh. Handlungen empfinden. Dass die (äußerst wenigen) Frauen, die ablehnend mit einem „Igitt“ o.ä. reagiert haben, meine Freizügigkeit eben nicht als persönliche Belästigung aufgefasst haben, entnehme ich folgenden Begebenheiten. Da ja auch die schwulen Männer hingesehen haben, habe ich gelegentlich auch vor Männern posiert - um den Schein zu wahren, weil ich es so unangenehm auch wieder nicht finde, von Männern „bewundert“ zu werden und besonders natürlich, weil irgendwo im Hintergrund noch Frauen saßen, standen oder vorbeigingen. Auch da kam es zwei- oder dreimal zu einem „Baah“ oder „Igitt“, obwohl sich in dieser Situation diese Frauen ja gar nicht als Betrachterinnen angesprochen gefühlt haben können. Sie fanden eben einfach die Tatsache unangenehm, (m)ein männliches Geschlechtsteil zu sehen. In dem Fall und angesichts der Tatsache, dass der CSD schließlich eine Veranstaltung für sexuelle Toleranz ist sowie dass diese Reaktionen nur sehr selten aufkamen, muss ich gestehen, dass ich keine moralischen Bedenken dagegen habe, diese Reaktionen in Kauf zu nehmen. 

Sonst stimme ich bspw. Sandra und Angelus zu, dass Exh. in bestimmten Formen tatsächlich eine Belästigung ist, weil sich schlicht jemand belästigt fühlt. (Dieses Argument gilt nicht für alle Fälle, kann ich für bestimmte exh. Handlungen aber akzeptieren. Das ist aber schon durchgekaut worden und braucht meinetwegen nicht diskutiert zu werden.) Im CSD aber liegen besondere Umstände vor und ich denke, ich war mit meiner Vorgehensweise unaufdringlich genug, um die Belästigung so gering wie möglich zu halten. Wenn jemand bestimmte Körperteile nicht schön findet und trotzdem sehen muss, so ist dies in diesem speziellen Falle eher eine ästhetische als eine moralische Frage. Denn wer in die Sauna geht, nimmt in Kauf, dass er auch unschöne nackte Körper oder Körperteile sieht. Wer an normalen Tagen irgendwohin (Arbeit, spazieren, Café trinken, bummeln, shoppen) geht, geht davon aus, dies nicht zu sehen. Von daher finde ich es richtig, wenn jemand sagt: Ich will keinem Exhibitionisten bei meinen alltäglichen Verrichtungen begegnen, außer ich selbst lade ihn ausdrücklich dazu ein. (Das bedeutet für mich aber noch nicht, dass dies bestraft werden muss, und schon gar nicht mit Gefängnis oder auch nur damit, dass man wegen Bewährung oder Geldstrafe als vorbestraft gilt. Ist aber auch eine andere Diskussion.)

Wer aber zum CSD geht, sich die Parade ansieht bzw. an den Orten bleibt, an denen das Straßenfest stattfindet, der nimmt in Kauf, mit der Sexualität anderer Menschen konfrontiert zu werden, auch wenn einem die ein oder andere Variante nicht gefällt. Bspw. finde ich so manches Outfit von Drag-Queens oder Transvestiten mit Bart oder Männer in Pampers auch sehr unschön. Wurde aber alles akzeptiert. 

3. Andere Reaktionen 
Gelegentlich bekam ich über mich auch zu hören: „Finde ich nicht schlimm. Ich hab für vieles Verständnis.“ „Nicht schlimm!“ bedeutet, dass man zumindest daran gedacht hat, dass es schlimm sein könnte. Ich glaube nicht, dass dieser Kommentar so auch über Transvestiten, Sadomasochisten oder andere gemacht wurde. Exh. scheint also für manche etwas zu sein, für das man besonderes Verständnis braucht. Nun kann man wieder sagen: Ganz einfach, weil Exh. eben etwas ist, was im Gegensatz zu anderen Formen nicht einvernehmlich verläuft. Hatten wir schon oft und werde ich hier nicht weiter verfolgen.

Darüberhinaus aber denke ich, dass vielfach immer noch die Assoziation Exhibitionisten = Gewalttäter wirksam ist, so dass diese Leute „Verständnis“ hatten, weil eben CSD war und ich mich zwar gezeigt habe, aber doch eher unaufdringlich. Die Gewalttäterassoziation aber war im Hintergrund aktiv und suggerierte, dass es sich bei diese sexuellen Variante um etwas besonderes handelt.

Auch hörte ich oft im scherzhaften Ton: „Ich bin schockiert“, oder noch deutlicher: „Eigentlich müsste ich ja jetzt geschockt sein.“ Hierhinter steckt wohl tatsächlich eine Denkgewohnheit, dass nämlich ein nacktes männliches Glied irgendwie schockierender ist als ein nackter Busen oder eine ganz unbekleidete Frau. Auch hierfür gibt es sogar Gründe, die das aus historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gründen erklären können, ohne dass man dies gleich als „Heuchelei“ abtut. Es ist schon etwas komplizierter - und selbst wenn es Heuchelei wäre, wäre es eben eine sehr komplexe, die man erklären sollte und wohl auch teilweise erklären kann. Das versuche ich aber vielleicht mal an anderer Stelle.

Worum es mir hier geht: Ich denke nicht, dass der Anblick eines männliches Gliedes als schockierend oder auch nur als ekelhaft aufgefasst werden sollte. Ich kann wie gesagt nachvollziehen, wenn Frauen sagen: „Wenn sich mir ein Exh. zeigt, dann hat er in gewisser Weise Sex mit mir bzw. überschreitet die Grenzen meiner Intimsphäre. Und weil Sexualität für mich etwas Besonderes ist, fühle ich mich dadurch empfindlicher gestört/verärgert/belästigt als wenn mir jemand Zigarettenrauch in die Nase pustet oder wenn mich ein Betrunkener anpöbelt. Und das will ich nicht.“
ABER: Diese Reaktion ist noch kein Schock, sondern eben sich belästigt fühlen. Und es ist auch nicht das Gleiche wie Ekel empfinden. Wer sich durch einen Exi wirklich (und nicht wie oben nur scherzhaft) schockiert fühlt und ein unfreiwillig gesehenes männliches Glied eklig findet, der/die hat ihre Gründe dafür, die respektiert werden sollten. Zwar kommt es auch vor, dass jemand sich eher bzw. im Nachhinein schockiert oder geekelt fühlt, weil sie glaubt, das es sich gehört, einen Exi schockierend oder eklig zu finden oder das suggeriert wird. Wie gesagt es kommt vor, und es gibt auch welche, wo Schock und Ekel echt sind. Und darum geht es jetzt.

Schock und Ekel sind kulturell bedingt. Und durch Aufklärung und Erziehung ließe es sich erreichen, dass der Anblick eines männlichen Gliedes weder als schockierend noch als eklig angesehen wird. Ich sehe auch keinen Grund, wozu es gut sein sollte, dies weiterhin als eklig oder schockierend beizubehalten. (Manche Ekel-/Schockgefühle oder andere ablehnende Reaktionen haben eine gewisse „moralerhaltende“ Funktion für das Sozialverhalten, bspw. halte ich es für richtig, dass man Gewalt für abstoßend hält. Welche Funktion es haben soll, es eklig zu finden, einen bestimmten Körperteil zu sehen, ist mir schleierhaft.) Damit wären zwei potenzielle Reaktionen auf Exis schon mal ausgeschieden, wenn wir erst einmal so weit wären.

Und in meiner Wunschwelt würde sich natürlich auch keine Frau in ihrer Intimsphäre verletzt fühlen, weil ein Exi sich ihr zeigt. Auch wenn sie das selbst nicht erotisch fände, wäre es für sie maximal so belästigend wie Zigarettenrauch: störend, aber nicht persönlich beleidigend. Aber das ist eine Wunschwelt und grundsätzlich hat jeder das Recht, die Grenzen seiner/ihrer Intimsphäre selbst zu bestimmen.

Und noch einmal: die Verletzung der Intimsphäre reicht für mich nicht aus, um die Strafbarkeit von Exh. zu begründen!

Fazit: 
Die Reaktionen zeigen, dass noch viel Aufklärungsbedarf in puncto Exh. besteht. Vielleicht habe ja auch ich irgendwann den Mut, mich offen auf Diskussionen über Exh. mit der Bevölkerung einzulassen.

CSD-Bilder aus Köln hier klicken
Weitere Bilder von Alfredo

 


Startseite / Leitseite